Feistel
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Der Chemiker Fritz Feistel gründete 1960 in der Nähe der pfälzischen Stadt Göllheim eine eigene Firma, die "Pyrotechnische Fabrik F.Feistel KG". Feistels Vater, Dr. Fritz Feistel war in der Zeit vor und während des zweiten Weltkrieges Leiter der Forschungsabteilung bei seinem Halbbruder Hans Moog und ging dann ins Zentrallabor der Depyfag nach Berlin. Dort betrieb er auch das "Deutsche Leucht- und Signalmittelwerk" als Unterfirma der Depyfag. Nach dem Krieg, wo er erst einige Zeit in Wuppertal bei Moog war, gründete er 1957 zusammen mit der Firma Josef Meissner aus Köln eine neue pyrotechnische Fabrik zur Herstellung von technischer und militärischer Pyrotechnik. Diese hatte ihr Werk zuerst in Mannheim und zog 1965 dann in eine neugebaute Fabrik bei Schwegenheim um.
Im Mannheimer Werk der "Standard-Pyrotechnik" war auch Sohn Fritz Feistel beschäftigt. Unter Mitnahme einiger Mitarbeiter und Teile des Produktionsprogramms gründete er dann, wie oben schon erwähnt, 1960 eine eigene Firma - die Firma Feistel war geboren. Kommanditisten waren seine Mutter und der Fabrikant Haug aus Solingen. Dr. Fritz Feistel verstarb 1959 und erlebte die Gründung einer eigenen Firma unter dem Namen Feistel nicht mehr.
Zuerst produzierte die Firma, wie die Standard-Pyrotechnik, Produkte für das Militär. 1965 bereits erweiterte man das Betriebsgelände auf 20 ha und nahm Kleinfeuerwerk in das Fertigungsprogramm mit auf. 1974 wurde das Gelände der Standard-Pyrotechnik in Schwegenheim angepachtet, das anfang der 70er Jahre von Meissner stillgelegt wurde. An beiden Standorten wurde nun mit über 300 Personen produziert. 1979 starb Fritz Feistel. Im Jahr 1981 dann wurde die Firma von der Piepenbrock Unternehmensgruppe aus Osnabrück übernommen, die für diesen Bereich eine Unterfirma gründete - die "Piepenbrock Pyrotechnik". Da der Pachtvertrag für Schwegenheim inzwischen ausgelaufen war, wurden die Anlagen in Göllheim nochmals erweitert. Dennoch konnte für Auftragsspitzen immer wieder das Werk in Schwegenheim, das inzwischen von der DAG (Dynamit Nobel und Depyfag) gepachtet worden war, genutzt werden.
In den 1980er-Jahren kam Feistel auch zweimal in überregionale Schlagzeilen - ein unterirdischer Bunker explodierte und durch einen Großbrand am Silvesterabend 1983 wurden zwei Drittel der Fabrikationsgebäude zerstört.
Mitte der 1980er kam Feistel in finanzielle Schwierigkeiten, so musste unter Anderem die Fertigung von kubischen Kanonenschlägen im Laufe der 1980er eingestellt werden. Es darf angenommen werden, dass für die Piepenbrock-Gruppe der Standort Göllheim jedoch das eindeutig wichtigere Werk war - im Laufe der Jahre "wanderten" einige Artikel von Wuppertal (Wu) nach Göllheim (Gö), so zum Beispiel die zylindrischen Kanonenschläge von MOOG / MOOG-NICO. Auch alle Raketen für die deutschen Marken der Piepenbrock-Gruppe wurden nur noch in Göllheim gepresst. Nach wie vor wurde für die Jet Fire-15mm-Pyromunitions-Serie von MOOG-NICO bzw. später MOOG und für UMAREX in den 1980er und 1990er-Jahren Geschosse gefertigt.
Die Firma Piepenbrock, zu der im Laufe der Zeit nun auch MOOG in Wuppertal (bis Ende 1993: MOOG-NICO) und Hamberger in der Schweiz gehörten, zog sich Ende der 90er Jahre (genauer gesagt 1999) wieder aus dem Pyrotechnikmarkt zurück. Zum 1. Juni 1999 verpachtete sie das Werk in Göllheim an die Comet Pyrotechnik der Diehl-Gruppe aus Bremerhaven, die den Standort als Zweigwerk für die Produktionsspitze zum Jahrtausendwechsel fortführten. Unter Comet-Regie wurden in Göllheim noch Produkte für die Schwestermarke MOOG FEUERWERK produziert, so einige wenige Raketen aus der Serie 1997 (MOOG(-NICO)-typisch mit gewürgter Pappspitze) und die bekannte Serie an 15mm-Pyromunition. Die Produktion der Raketen lief Ende 2003, die der Pyromunition Anfang 2004 aus. Die letzten Produktionen im Werk Göllheim liefen schon unter "Scherer Pyrotechnik Göllheim" - das betraf unter anderem die 15mm-Signalmunitions-Sparte von MOOG, deren Produktionsstrecke weitestgehend automatisiert war. Jedoch produzierte Scherer nicht lange in Göllheim.
Miite Januar 2004 kam dann offiziell das Ende, das Werk Göllheim wurde geschlossen und stillgelegt. Einige Jahre danach war noch ein Auslieferungslager der Comet GmbH in Göllheim verblieben, alle Fertigungseinrichtungen wurden jedoch demontiert und Gebäude untervermietet. Ein Teil des ehemaligen Feistel-Geländes, das inzwischen in "Gewerbepark Ruhweg" umbenannt wurde, wurde bereits abgerissen, einige Lagerhallen werden (Stand Februar 2015) von einer Versandfirma genutzt. Bis heute stehen jedoch noch einige Gebäude leer, die damals von Feistel und dann von der Scherer Pyrotechnik genutzt wurden.