Depyfag
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Nach dem Krieg und einer Interimszeit, in der die Fabrik in Cleebronn als "Special Unit Cleebronn" arbeitete, übernahm die DAG (Dynamit Nobel) zu 100% die Reste der Depyfag. Unter Beibehaltung des Namens und Logos wurden in Cleebronn wieder Feuerwerksartikel und technische Pyrotechnik gefertigt. Das Pulver hierfür kam aus dem Schwarzpulverwerk der DAG in Adolzfurt, wo in den 50er und 60er Jahren in kleinem Umfang ebenso einige Feuerwerkskörper für Cleebronn gefertigt wurden. Zudem pachtete man 1981 für 10 Jahre die stilliegende Fabrik der Standard-Pyrotechnik in Schwegenheim, die vorher schon von Feistel genutzt wurde und nutze es als Lager und für Spezialfertigungen. | Nach dem Krieg und einer Interimszeit, in der die Fabrik in Cleebronn als "Special Unit Cleebronn" arbeitete, übernahm die DAG (Dynamit Nobel) zu 100% die Reste der Depyfag. Unter Beibehaltung des Namens und Logos wurden in Cleebronn wieder Feuerwerksartikel und technische Pyrotechnik gefertigt. Das Pulver hierfür kam aus dem Schwarzpulverwerk der DAG in Adolzfurt, wo in den 50er und 60er Jahren in kleinem Umfang ebenso einige Feuerwerkskörper für Cleebronn gefertigt wurden. Zudem pachtete man 1981 für 10 Jahre die stilliegende Fabrik der Standard-Pyrotechnik in Schwegenheim, die vorher schon von Feistel genutzt wurde und nutze es als Lager und für Spezialfertigungen. | ||
- | Nach dem verheerenden Explosionsunglück am 30. März 1990 im Werk Adolzfurt dass das Betriebsgelände komplett verwüstete und bei dem zum Glück "nur" drei Personen getötet und vier verletzt wurden, kam die Pulverproduktion der DAG zum Erliegen und wurde nicht wieder aufgebaut. Anfang 1991 wurde die Depyfag an die Firma Buck System GmbH verkauft. Diese produzierte noch bis Ende 1992 unter "Depyfag Pyrotronic GmbH" in Cleebronn weiter. Dann wurde das Werk, das unvorteilhaft inmitten der Stadt Cleebronn lag, geschlossen und stillgelegt, es bestand bis 2010 als Industriebrache. Im Februar 2010 begann der Abriss. | + | Nach dem verheerenden Explosionsunglück am 30. März 1990 im Werk Adolzfurt dass das Betriebsgelände komplett verwüstete und bei dem zum Glück "nur" drei Personen getötet und vier verletzt wurden, kam die Pulverproduktion der DAG zum Erliegen und wurde nicht wieder aufgebaut. Anfang 1991 wurde die Depyfag an die Firma Buck System GmbH aus Bad Reichenhall verkauft. Diese produzierte noch bis Ende 1992 unter "Depyfag Pyrotronic GmbH" in Cleebronn weiter. Dann wurde das Werk, das unvorteilhaft inmitten der Stadt Cleebronn lag, geschlossen und stillgelegt, es bestand bis 2010 als Industriebrache. Im Februar 2010 begann der Abriss. |
Einige Anlagen und ein verminderter Teil der Produktion wurden in das nach der Wende von Buck erworbene (und ursprünglich nur als Lager- und Vernichtungsstätte für Munitionsbestände der Nationalen Volksarmee gedachte) ehemalige PFAU- und wichtige Silberhütte-Werk nach Uftrungen im Harz verlagert. Fast alle Artikel, die die "alte" Depyfag der 1970er und 1980er ausgezeichnet hatten, wurden nicht mehr produziert, in Uftrungen nur noch Restbestände der Hülsen aufgebraucht, bis die Artikel ganz ausliefen oder ersetzt wurden. | Einige Anlagen und ein verminderter Teil der Produktion wurden in das nach der Wende von Buck erworbene (und ursprünglich nur als Lager- und Vernichtungsstätte für Munitionsbestände der Nationalen Volksarmee gedachte) ehemalige PFAU- und wichtige Silberhütte-Werk nach Uftrungen im Harz verlagert. Fast alle Artikel, die die "alte" Depyfag der 1970er und 1980er ausgezeichnet hatten, wurden nicht mehr produziert, in Uftrungen nur noch Restbestände der Hülsen aufgebraucht, bis die Artikel ganz ausliefen oder ersetzt wurden. | ||
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Zeitgleich wurde in dieser letzten Phase aber auch mit anderen Firmen kooperiert - für die Firma Pyro-Art aus Berlin packte Depyfag die erste Variante der "Harzer Teufelsknaller" - Inhalt war die Depyfag-Variante des "Harzer PFAU-Knallers", der baugleich mit dem Wodan-Knaller bzw. Teufelsschlag war. (nicht zu verwechseln mit der von Nico ab 1998 in Uftrungen hergestellten Variante, die der Nachwende-Variante des Power-Crackers (bzw. aller anderen in dieser Zeit von Nico in Silberhütte hergestellten Reibknaller wie Pirat, der erwähnte Power-Cracker, Harzer Knaller) glich. Feistel listet in seinem final letzten Katalog 1999 auch einige Produkte aus Uftrungen auf - als einer der letzten Aufträge muss die Depyfag die "Harzer Knalltüte" für Feistel. Inhalt waren zwei Schachteln Reibknaller - Depyfag Teufelsschläge im Gewand der Depyfag Harzer PFAU-Knaller und einmal eine Schachtel Teufelsschläge ohne "Tarnkappe", ein blauer Heulgeist und der Standheuler mit Feuertopf "Das Superding (Heuler mit Effekt)" | Zeitgleich wurde in dieser letzten Phase aber auch mit anderen Firmen kooperiert - für die Firma Pyro-Art aus Berlin packte Depyfag die erste Variante der "Harzer Teufelsknaller" - Inhalt war die Depyfag-Variante des "Harzer PFAU-Knallers", der baugleich mit dem Wodan-Knaller bzw. Teufelsschlag war. (nicht zu verwechseln mit der von Nico ab 1998 in Uftrungen hergestellten Variante, die der Nachwende-Variante des Power-Crackers (bzw. aller anderen in dieser Zeit von Nico in Silberhütte hergestellten Reibknaller wie Pirat, der erwähnte Power-Cracker, Harzer Knaller) glich. Feistel listet in seinem final letzten Katalog 1999 auch einige Produkte aus Uftrungen auf - als einer der letzten Aufträge muss die Depyfag die "Harzer Knalltüte" für Feistel. Inhalt waren zwei Schachteln Reibknaller - Depyfag Teufelsschläge im Gewand der Depyfag Harzer PFAU-Knaller und einmal eine Schachtel Teufelsschläge ohne "Tarnkappe", ein blauer Heulgeist und der Standheuler mit Feuertopf "Das Superding (Heuler mit Effekt)" | ||
- | Anfang Oktober 1998 beantragte die Eigentümerin der Depyfag, die Firma Buck die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Die letzten Chargen der Depyfag-Produkte 1997 und 1998 weisen noch einmal (wie oben erwähnt) trotz fast gleichbleibender Verarbeitungsqualität kleine Schwächen auf, in diesen Jahren wurde nämlich bei den Depyfag-Produkten erheblich am Effektsatz gespart. (besonders gut zu sehen bei den in Uftrungen hergestellten Knallartikeln) Die Buck System GmbH aus Bad Reichenhall war also nun im Jahre 1998 zahlungsunfähig geworden und wurde von der Rheinmetall-Gruppe geschluckt. Das Werk Uftrungen produzierte nun für Nico / Silberhütte und wurde 2001 stillgelegt und verfiel, ist aber inzwischen verkauft worden. | + | Anfang Oktober 1998 beantragte die Eigentümerin der Depyfag, die Firma Buck, die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Die letzten Chargen der Depyfag-Produkte 1997 und 1998 weisen noch einmal (wie oben erwähnt) trotz fast gleichbleibender Verarbeitungsqualität kleine Schwächen auf, in diesen Jahren wurde nämlich bei den Depyfag-Produkten erheblich am Effektsatz gespart. (besonders gut zu sehen bei den in Uftrungen hergestellten Knallartikeln) Die Buck System GmbH aus Bad Reichenhall war also nun im Jahre 1998 zahlungsunfähig geworden und wurde von der Rheinmetall-Gruppe geschluckt. Das Werk Uftrungen produzierte nun für Nico / Silberhütte und wurde 2001 stillgelegt und verfiel, ist aber inzwischen verkauft worden. |
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Version vom 13:05, 5. Nov. 2019
In ihrer ursprünglichen Form wurde die Depyfag (Deutsche Pyrotechnische Fabriken) 1927 gegründet. Im August dieses Jahres übernahm die "Zündholz Export Zentrale / Deutsche Zündholzfabriken AG in Berlin" die Aktienmehrheit der Wilhelm Fischer AG in Cleebronn. An der Firma Fischer war zu dieser Zeit bereits die J.F. Eisfeld aus Silberhütte beteiligt. Fischer hatte in den Jahren zuvor bereits die "Berliner Kunstfeuerwerkerei Felix Deichmann" und die traditionsreiche Firma Weiffenbach mit Hauptsitz in Geradstetten übernommen. Nach der Übernahme der Aktienmehrheit wurde nun 1927, mit Einverständnis der J.F. Eisfeld in die "Deutsche Pyrotechnische Fabriken, Berlin" umfirmiert. Das Zentrallabor der Depyfag wurde in den 30er Jahren im ehemaligen, nun vergrößerten Werk von Deichmann in Berlin-Malchow aufgebaut - Leiter der Forschung war Dr. Fritz Feistel, Vater von Fritz Feistel (später Göllheim) und Halbbruder von Hans Moog. Zusammen mit der J.F.Eisfeld beherrschte die Depyfag damals die größten Anteile am Pyrotechnikmarkt. 1937 wurde das Vermögen der Depyfag und die Verwaltung auf das "Sprengstoffwerk Kloster Lechfeld GmbH, Neumarkt i.d.Opf" übertragen - die Sprengstoffindustrie besaß zu diesem Zeitpunkt schon einen Anteil an der Depyfag-Gruppe. Dort wurde sie in ihrer ursprünglichen Form im September 1937 liquidiert. Als 1941 die "Orion Metallwarenfabrik, Berlin" die Kloster Lechfeld übernahm, reaktivierte sie auch wieder die Depyfag. Diese produzierte bis Kriegsende, hauptsächlich in Cleebronn und Berlin, überwiegend Signalmunition und technische Pyrotechnik. Nach Kriegsende wurde sie unter alliierte Kontrolle gestellt. Die Fabrik in Berlin wurde gesprengt und das Gelände geschleift. Ein Teil der Feuerwerksproduktion ist allerdings bis heute als verlassenes Werksgelände in Malchow erhalten. In Neumarkt wurden später wieder Sprengstoffe produziert, diesmal unter der Regie der WASAG.
Nach dem Krieg und einer Interimszeit, in der die Fabrik in Cleebronn als "Special Unit Cleebronn" arbeitete, übernahm die DAG (Dynamit Nobel) zu 100% die Reste der Depyfag. Unter Beibehaltung des Namens und Logos wurden in Cleebronn wieder Feuerwerksartikel und technische Pyrotechnik gefertigt. Das Pulver hierfür kam aus dem Schwarzpulverwerk der DAG in Adolzfurt, wo in den 50er und 60er Jahren in kleinem Umfang ebenso einige Feuerwerkskörper für Cleebronn gefertigt wurden. Zudem pachtete man 1981 für 10 Jahre die stilliegende Fabrik der Standard-Pyrotechnik in Schwegenheim, die vorher schon von Feistel genutzt wurde und nutze es als Lager und für Spezialfertigungen. Nach dem verheerenden Explosionsunglück am 30. März 1990 im Werk Adolzfurt dass das Betriebsgelände komplett verwüstete und bei dem zum Glück "nur" drei Personen getötet und vier verletzt wurden, kam die Pulverproduktion der DAG zum Erliegen und wurde nicht wieder aufgebaut. Anfang 1991 wurde die Depyfag an die Firma Buck System GmbH aus Bad Reichenhall verkauft. Diese produzierte noch bis Ende 1992 unter "Depyfag Pyrotronic GmbH" in Cleebronn weiter. Dann wurde das Werk, das unvorteilhaft inmitten der Stadt Cleebronn lag, geschlossen und stillgelegt, es bestand bis 2010 als Industriebrache. Im Februar 2010 begann der Abriss.
Einige Anlagen und ein verminderter Teil der Produktion wurden in das nach der Wende von Buck erworbene (und ursprünglich nur als Lager- und Vernichtungsstätte für Munitionsbestände der Nationalen Volksarmee gedachte) ehemalige PFAU- und wichtige Silberhütte-Werk nach Uftrungen im Harz verlagert. Fast alle Artikel, die die "alte" Depyfag der 1970er und 1980er ausgezeichnet hatten, wurden nicht mehr produziert, in Uftrungen nur noch Restbestände der Hülsen aufgebraucht, bis die Artikel ganz ausliefen oder ersetzt wurden. Bis auf Neuheiten in den ersten Jahren 1992 und 1993 (wie zum Beispiel die legendären Standheuler, die Sortimentsschachteln und die Uftrunger Raketenserie) war das nunmehrige Hauptgeschäftsmodell der Depyfag aber die (Weiter-)Produktion von Leuchtfeuerwerk aus der DDR, einige wenige Zulassungen wurden zwar von der "Depyfag Alt" übernommen (Harzer Hexenknall / Schwärmer mittel - früher Schwärmer mittel und Teufelsschlag - früher Wodan-Knaller und einzelne Raketen) stellte die Depyfag nunmehr ihre "eigenen" Produkte her, wobei ein großer Teil des Sortiments aus Zukäufen vom ehemaligen Weco / SF-Werk Freiberg / Sachsen (vormals ebenfalls Silberhütte) und in fast allen Sektoren von der Firma F.K.W. aus Bochum-Wattenscheid bestanden. Knaller, Raketen, Leuchtfeuerwerk und Tischfeuerwerk wurde aber in Uftrungen in einer Gestaltung, die sich an die Produkte der ehemaligen DDR anlehnte, bis zum letzten Tag im Jahre 1998 in "kleinerer Auflage" produziert, die Zukäufe machten einen Großteil des Sortiments aus.
Im Bereich Chinaböller ist bekannt, dass Depyfag sowohl auf die Beziehungen zu F.K.W. (Depyfag vertrieb ab Anfang der 1990er laut Katalogabbildung auch Böller mit dem neuen Münchhausen und den Kubischen Kanonenschlag B aus China) als auch auf Zukäufe von den Firmen Georg Richter KG, Wandsbeker Zollstraße, Hamburg als auch auf die Importe der Firma JECO Hamburg, Danziger Straße, Hamburg zurückgegriffen hat. Zur Saison 1997 hatten alle Kartonverpackungen (das ziemliche Alleinstellungsmerkmal der Depyfag zu dieser Zeit) ausgedient und wurden durch "zeitgemäßere" Blistertüten ersetzt. Auch die Hintergrundfarbe des Designs wechselte von grün zu rot. In dieser Zeit begann aber auch schon die erhebliche effektmäßige Abschwächung der Depyfag-Produkte.
Zeitgleich wurde in dieser letzten Phase aber auch mit anderen Firmen kooperiert - für die Firma Pyro-Art aus Berlin packte Depyfag die erste Variante der "Harzer Teufelsknaller" - Inhalt war die Depyfag-Variante des "Harzer PFAU-Knallers", der baugleich mit dem Wodan-Knaller bzw. Teufelsschlag war. (nicht zu verwechseln mit der von Nico ab 1998 in Uftrungen hergestellten Variante, die der Nachwende-Variante des Power-Crackers (bzw. aller anderen in dieser Zeit von Nico in Silberhütte hergestellten Reibknaller wie Pirat, der erwähnte Power-Cracker, Harzer Knaller) glich. Feistel listet in seinem final letzten Katalog 1999 auch einige Produkte aus Uftrungen auf - als einer der letzten Aufträge muss die Depyfag die "Harzer Knalltüte" für Feistel. Inhalt waren zwei Schachteln Reibknaller - Depyfag Teufelsschläge im Gewand der Depyfag Harzer PFAU-Knaller und einmal eine Schachtel Teufelsschläge ohne "Tarnkappe", ein blauer Heulgeist und der Standheuler mit Feuertopf "Das Superding (Heuler mit Effekt)"
Anfang Oktober 1998 beantragte die Eigentümerin der Depyfag, die Firma Buck, die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Die letzten Chargen der Depyfag-Produkte 1997 und 1998 weisen noch einmal (wie oben erwähnt) trotz fast gleichbleibender Verarbeitungsqualität kleine Schwächen auf, in diesen Jahren wurde nämlich bei den Depyfag-Produkten erheblich am Effektsatz gespart. (besonders gut zu sehen bei den in Uftrungen hergestellten Knallartikeln) Die Buck System GmbH aus Bad Reichenhall war also nun im Jahre 1998 zahlungsunfähig geworden und wurde von der Rheinmetall-Gruppe geschluckt. Das Werk Uftrungen produzierte nun für Nico / Silberhütte und wurde 2001 stillgelegt und verfiel, ist aber inzwischen verkauft worden.